Wir freuen uns über zwei TV-Ausstrahlungen von
ein Film von Karin Berghammer & Krisztina Kerekes
TV-Dokumentarfilm | 52 min | AT | 2018
„Pro Leiche 10 Euro“, erzählt einer im Film, der Gräber buddelt. Das sitzt erst mal. 10 Euro. Da schluckt man als Zuschauer, auch sterben war schon mal rentabler.
Um ehrlich zu sein: Die Toten und wir, das ist eine Geschichte der Entfremdung. Ein Sperrgebiet. Immer noch: Tabuzone. Man müsste sich mal Zeit für den Ort nehmen, dort wo sie ruhen, im Halbdunkel zwischen Leben und Tod – an der Simmeringer Hauptstraße 234. Bei den Wienern besser bekannt: Linie S7, Ausstieg Tor 11. Haltestelle Zentralfriedhof. Es lohnt sich nämlich.
Dort einen Film zu drehen ist unsicheres Terrain. Filme über Friedhöfe sind oft schwer wie Blei oder haben so viel Sinnlichkeit wie Quartalszahlen der Sparkassengruppe Österreich. Oft bekommt man auch schlicht – Angst. Die Filmemacherinnen Karin Berghammer und Krisztina Kerekes haben sich davon nicht abhalten lassen und wählen einen Trick …
Sie kommen über die Hintertür. Sie filmen ihre Ballade vom Leben und Tod, indem sie über das Personal erzählen, die Nebenfiguren, die fast unsichtbar ihr Tagwerk verrichten – auf einem der größten Friedhöfe Europas. Sie beobachten, sie lassen ausreden, sie behalten die Ruhe. Und so verliert man sich in diesen kleinen Erzählungen übers Sterben, über sogenannte „Versenkungsapparate“ und Bienen-Honig vom Friedhof. Und das ist gut so, weil es damit normal wird.
LEBEN FÜR DEN TOD – Menschen am Zentralfriedhof ist ein Gespräch übers Sterben. Ohne viel zu quasseln, viel mehr zu beobachten, supertotal oder extrem nah. Wir schauen zu, wir verstehen. Ein Ort, wo Menschen nie Vergangenheit werden. Eine kleine Lücke in der Zeit. Wär‘ das nicht großartig, wenn Fernsehen öfter diese Lücken reißt?
Auszug aus der Laudation Franz Grabner Preis 2019 für “Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof”
aus von SIMONE BAUMANN & CHRISTIAN VON BROCKHAUSEN